Wie unter anderem der WDR, die Süddeutsche Zeitung und das SRF berichteten, wurde offenbar von der französischen Atomaufsichtsbehörde vertuscht, wie gefährlich der Zwischenfall im AKW Fessenheim 2014 wirklich gewesen war.
Gemäss den neuen Berichten ist damals Wasser in elektrische Schaltschränke eingedrungen und hat wichtige Sicherheitssysteme lahmgelegt. Wahrscheinlich deshalb konnten die zur Steuerung des Reaktors verwendeten Steuerstäbe nicht mehr eingefahren werden und die Temperatur im Reaktor ist mehrere Minuten unkontrolliert angestiegen. Um eine Kernschmelze zu verhindern, musste eine Notabschaltung durch die Zugabe einer Chemikalie (Bor) in das Kühlwasser durchgeführt werden!
Gemäss Manfred Mertins, seit Jahrzehnten ein Experte für Reaktorsicherheit, war eine Notborierung in einem westeuropäischen Atomreaktor bisher noch nie notwendig!

Das französische Atomkraftwerk Fessenheim
(Quelle: Wikipedia – Urheber: „Florival Fr“ – Lizenz: CC-BY-SA 3.0 )
Mich persönlich hat diese Nachricht schockiert. Es ist mir als Maschinenbauer zwar bewusst, dass es keine 100%ige Sicherheit gibt, aber ich finde es sollte speziell bei Atomkraftwerken alles Menschenmögliche unternommen werden um die Anzahl der Zwischenfälle so gering, wie möglich, zu halten! Das Schlimme bei Zwischenfällen in Atomkraftwerken ist die Gefahr, dass radioaktive Strahlung, mit massivsten und sehr langanhaltenden Folgen für die Menschen, Tiere und die Umwelt, freigesetzt werden kann.
Die sehr wahrscheinlich unehrliche Kommunikation der französischen Atomaufsichtsbehörde und des Atomkraftwerksbetreibers (Sie haben offenbar einen Grossteil der damaligen Vorkommnisse verschwiegen.) lässt nicht gerade den Eindruck entstehen, dass im Bezug auf die französischen Atomkraftwerke nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wird.
Das AKW Fessenheim ist übrigens mit fast 40 Jahren das älteste Atomkraftwerk in Frankreich. Ein kurzer Vergleich: Es ist jedem Mensch bewusst, dass ein 40 jähriges Auto auch bei gutem Service und zusätzlich nachgerüsteten Sicherheitssystemen nie gleich sicher, wie ein modernes Auto sein kann. Bei Atomkraftwerken verhält sich das ähnlich. Gewisse Sicherheitsmassnahmen können nur in der Planungs- und Bauphase eines Atomkraftwerks realisiert werden.
Was mich auch überrascht hat ist, dass 15 % des AKW Fessenheim den Schweizer Firmen Alpiq, Axpo und BKW Energie gehören. Falls diese Konzerne es für sinnvoll halten würden, könnten sie vielleicht Druck auf die Betreiberfirma ausüben, damit das älteste Atomkraftwerk Frankreichs bald abgeschaltet wird.
Der Artikel von SRF zu diesem Thema ist durch den folgenden Link aufrufbar: http://www.srf.ch/news/international/beinahe-katastrophe-in-franzoesischem-akw-fessenheim
Weitere Informationen sind auch auf Wikipedia zu finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Fessenheim